Liebe Leser*innen!
Offene Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) basiert auf den Prinzipien Parteilichkeit, Niedrigschwelligkeit, Offenheit, Freiwilligkeit, Verschwiegenheit sowie Partizipation. OKJA ermöglicht Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in ihrer Freizeit Angebote außerschulischer politischer Bildungsarbeit (mit) zu gestalten und daran teilzunehmen. OKJA soll Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in ihrer persönlichen Entwicklung unterstützen und dabei bestärken, in einer demokratischen Gesellschaft teilzuhaben – ohne Anpassungs- und Leistungsdruck und nach ihren Bedürfnissen und Bedarfen ausgerichtet. Zum Auftrag der OKJA gehört somit auch, sich politisch zu positionieren und sich gegen Diskriminierungen, soziale Ausgrenzungen und ungleiche Machtverhältnisse und für ein solidarisches Miteinander einzusetzen. Aufgrund dieser inhaltlichen Ausrichtung werden Einrichtungen der OKJA immer öfter Ziel von rechter Einflussnahme und von rechten Angriffen.
Gerade deshalb ist es umso wichtiger, gemeinsam dafür einzustehen, dass Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in ihren Einrichtungen einen safer space vorfinden, diesen selbst mitbestimmen und weiterentwickeln können. Insbesondere für Fachkräfte ist es bedeutsam, sich zu vernetzen, einander beizustehen und sich gegenseitig zu unterstützen, wenn rechte Einflussnahmen und Angriffe passieren und/oder diese öffentlich gemacht werden.
Zu Beginn der Ausgabe gibt das Mobile Beratungsteam gegen Rechtsextremismus Hamburg in dem Text Herausforderungen mit rechtem Denken und Handeln für die Kinder- und Jugendarbeit einen Überblick über dessen Arbeit in Bezug auf rechte Angriffe auf Einrichtungen der OKJA in Hamburg und wie betroffene Einrichtungen beim Umgang unterstützt werden können.
Jana Sämann setzt sich in dem Beitrag Jugendarbeit unter Druck: Einflussnahmeversuche via Neutralitäts-Forderung und Extremismus-Vorwurf kritisch mit dem Neutralitätsprinzip auseinander und spricht sich für eine Stärkung der Jugendarbeit aus.
Rebekka Blum beschreibt im Artikel Antifeminismus und rechte Strukturen wieso Antifeminismus als zentrales Element extrem rechter Ideologien angesehen werden sollte und welche pädagogischen Ansätze präventiv dagegen wirken können.
Stefanie Lindner berichtet in dem Text „Es gibt den anderen Osten“ (1) – aber der braucht Unterstützung. Warum eine unabhängige Finanzierung von antifaschistischen subkulturellen Projekten in Ostdeutschland notwendig ist über die Arbeit des Vereins Polylux, der selbstorganisierte Unterstützung für alternative Subkultur und antifaschistische Projekte in Ostdeutschland anbietet.
In der Stellungnahme AfD, lasst unsere Kinder in Ruhe! – Eine Stellungnahme von dem Elternrat der Grundschule Thadenstraße positionieren sich Eltern nachdem unerlaubt angefertigten Videoaufnahmen von Grundschulkindern, von der AFD und auf rechten Plattformen instrumentalisiert wurden.
Neben dem Schwerpunkt dieser Ausgabe, freuen wir uns sehr, gleich zwei Beiträge in der Kategorie Perspektiven junger Menschen abdrucken zu dürfen: Der Kinder- und Jugendvorstand des CLIPPO Boberg/Lohbrügge und Besucher:innen der Einrichtung berichten in dem Artikel (Politische) Bildungsarbeit – auch das kann ein Ferienprogramm von ihren Erfahrungen im Ferienprogramm und sich daraus ergebenden politischen Forderungen von Kindern und Jugendlichen. B. und Yannik Seyerlein haben ein Interview gemacht und stellen ebenfalls einen Teil des Ferienprogramms in ihrem Beitrag „Wir waren auf der Demo und ich wollte immer schon auf eine Demo.“ Lernförderung, Ferien- und Freizeitprogramme in Steilshoop vor.
Weitere Texte in dieser Ausgabe sind Vom Bauspielplatz Hexenberg zum B-YOU Aktivplatz vom Team des B-YOU Aktivplatz, in dem aufgezeigt wird, dass aktive Teilhabe der Nutzer*innen auch bei der Namensgebung einer Einrichtung gelebt werden sollte; sowie das Resümee Ein Aufbruch liegt in der Luft. Ein Beitrag zum Tu was, Hamburg! – Kinder- und Jugendhilfegipfel von Sinah Mielich.
Wir wünschen allen Leser*innen eine interessierte Auseinandersetzung und aktivierende Impulse. Unsere Solidarität gilt allen Betroffenen von rechter Gewalt! Die Offene Kinder- und Jugendarbeit lässt sich weder einschüchtern, noch vereinnahmen!
Fabienne von Hohenthal, Bente Varlemann, sowie Anja Post-Martens und Vera Koritensky
Das Editorial als PDF findet ihr hier und das Inhaltsverzeichnis hier