Liebe Leser*innen!
Selten ist uns es so schwer gefallen ein Editorial zu schreiben wie diesmal, das aus verschiedenen Gründen. Wenn Sie diese Ausgabe in den Händen halten, befinden wir uns bereits im 2. sogenannten „harten Lockdown“. Viele Menschen in unterschiedlichen Lebens- und Berufssituationen verzichten seit vielen Monaten, haben Existenzsorgen oder leisten einen besonderen privaten und professionellen Einsatz. Nie zuvor haben wir uns um unsere Familien, Freund*innen, Kolleg*innen so viele Sorgen gemacht, Corona-Testergebnisse abgewartet und uns gefragt, wohin der Weg führt. Entgegen ursprünglicher Planungen wird das Weihnachtsfest als tradierte Zusammenkunft nicht mehr unter allen Umständen so „normal“ wie möglich gefeiert werden können.
Weihnachten, ein Wort voller Verheißungen im christlichen Sinne und darüber hinaus ein Fest des friedvollen, familiären Zusammenseins – dass es hinter den Kulissen oftmals anders aussieht, kennen vielleicht auch Sie nur allzu gut. Vielleicht waren auch für Sie Freund*innen und Begegnungen mit Peers elementar, ein Ausbrechen aus den erwarteten Normen, das Erproben anderer Lebensmöglichkeiten wichtig – und Sie eckten an. Der junge Mensch als Bedrohung geltender Ordnung und Normen ist wahrlich keine neue Figur. In den ersten beiden Jahren des 1. Weltkriegs wurden gerade die „Arbeiterjugendlichen" in der Öffentlichkeit immer negativer wahrgenommen. Ein ganzes Bündel an Maßnahmen wurde in der Folge ergriffen, um den nach zeitgenössischer Auffassung Tendenzen zur „Verwahrlosung“, Auffälligkeiten und abweichendem Verhalten zu begegnen. Erinnert sei auch an die „Wilden Cliquen“, die in den 1920er und 1930er Jahren die bürgerliche Gesellschaft verschreckten, später „Rocker“ und „Punks“, um nur einige Beispiele zu nennen, wo Jugendliche durch ihre Aneignung des öffentlichen Raumes auffielen.
Auch in der Corona-Pandemie wird besonders streng auf die jungen Vertreter*innen der „Generation Corona“ geschaut. Doch sind sie wirklich Corona-Party-Feiernde, ignorante Wesen oder werden sie vielleicht rasch zu Sündenböcken für gestiegene Infektionszahlen gemacht? Die im 15. Kinder- und Jugendbericht benannten Kernherausforderungen des Jugendalters – Qualifizierung, Selbstpositionierung und Verselbstständigung – erscheinen jedenfalls in diesen Corona-Zeiten in einem neuen Gesichtspunkt. Angesichts dessen war es uns ein Anliegen, mit diesem Heft der Sicht von Kindern und Jugendlichen in Form von Interviews, Berichten und Comics breiten Raum zu geben.
Aber auch „über Corona hinaus“ laufen fachpolitische Kämpfe weiter: Auch das Ringen um den Umgang mit als schwierig und aufgrund attestierter psychischer Probleme nicht erreichbar geltender junger Menschen setzt sich fort.
Das vollständige Editorial finden Sier hier, das Inhaltsverzeichnis hier.
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