Liebe Leser*innen!
Auf dem Ende Februar vom Hamburger Landesjugendhilfeausschuss veranstalteten Fachtag „OKJA – zukunftsfähig!?“ wurde deutlich, wie umfassend das Thema Schule in die OKJA Einzug gehalten hat. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass die von einer historischen gewachsenen Abgrenzung zur Schule geprägte OKJA mittlerweile ohne Schule gar nicht mehr denk bar sei. Gleichzeitig regte sich bei so viel Schulbezogenheit auch Widerstand im Publikum und es tauchte eine Frage auf, die aus der Debattenlandschaft schon verschwunden schien: „Müssen wir eigentlich überhaupt mit Schule kooperieren?“ Die kontroverse Diskussion bringt die mannigfaltigen Schwierigkeiten, auf die OKJA-Einrichtungen in der Kooperation mit Schule stoßen, zum Ausdruck. Als größte Herausforderung erscheint oftmals, die Grundprinzipien der OKJA, wie Freiwilligkeit und Mitbestimmung der Nutzer*innen nicht preiszugeben.
Bereits 2012 fragte die FORUM-Redaktion in der Ausgabe „Die Schule im Dorf lassen“, wie es um das Verhältnis zwischen Offener Kinder und Jugendarbeit und Schule bestellt ist und wie die Einführung der Ganztagsschule die „Bildungslandschaft“ verändern wird. Mittlerweile haben beteiligte Akteur*innen mehr als 5 Jahren Erfahrungen mit der in Hamburg flächendeckend eingeführten Ganztagsschule gemacht. Grund genug dieses Thema erneut als Schwerpunkt zu setzen und Standpunkte dazu einzufangen.
Gunda Voigts stellt auf Grundlage des kürzlich erschienen 15. Kinder- und Jugendhilfeberichts heraus, dass der Ganztag von Jugendlichen gar nicht so sehr genutzt werde, weil ihm ein jugendorientiertes Konzept fehle. Eine Evaluation zur Kooperation zwischen Schule und dem Schorsch als offener Einrichtung, in welchem auch die Kinder und Jugendlichen selbst zu Wort kommen, hat Michael Lindenberg für uns aufbereitet. Die Auftraggebenden gingen nicht nur von einer möglichen Zusammenarbeit dieser unterschiedlich strukturierten Bildungsorte aus, sondern vermuteten weitergehende positive Effekte.
Aus der Praxis hören wir: Der Ganztag bewirke, dass Kinder und Jugendliche aus Zeitmangel weniger in die Angebote der OKJA kommen können, gleichzeitig verspräche eine Kooperation mit der Schule, dass sich die Nutzer*innengruppe erweitert. Aber welchen Mehrwert haben die Kooperationen eigentlich für die Kinder und Jugendlichen? Positionen und Antworten finden sich unter anderen in den Beiträgen von Christina Baumbusch, Arne Kranz und Philipp Wachs und in Gesprächen mit Nutzer*innen aus zwei Neigungskursen der OKJA. Aus der Auswertung einer strukturierten Befragung von 15 Einrichtungen der OKJA im Bezirk Bergedorf entwickeln Stefan Baumann und Stefan Thomsen Anforderungen an eine gelingendere Kooperation. Sie weisen darauf hin, dass die Konzepte der OKJA bei Lehrer*innen immer mehr Anklang finden und dadurch Ganztagsschulen neue Impulse für eine kinder- und jugendorientierte Perspektive liefern können. Auch Dirk Bange, der schon 2012 zur Ganztagsschulentwicklung und OKJA geschrieben hat, kommt wieder zu Wort und zieht nun zusammen mit Petra Reimer eine Bilanz zu den letzten 5 Jahren.
Beiträge von Winni Kasserra und Raphael Heinetsberger zum Thema Jungenarbeit und der 2. Teil des Expertenbeitrags von Fabian Kessl zur Enquetekommission zur Hamburger Kinder- und Jugendhilfe flankieren den Schwerpunkt. Das Heft schließt mit einem Rückblick von Annita Kalpaka auf den Fachtag der HAW zu „Antidiskriminierungspolitiken“ ab, welcher kritische Anfragen an die Soziale Arbeit beinhaltet.
Wir wünschen Ihnen eine inspirierende Lektüre!